Seelenproblematik


„zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“

Eine Zeile, die Goethe in seinem berühmten Werk Faust I nutzte und damit viele Schüler in Verzweiflung stürzte. So auch mich. Aber nicht, weil ich es nicht verstehe, sondern weil ich mich bestätigt fühle. Ein Problem, das, mit nur einem Satz, jedem vor Augen geführt wird und doch verstehen es nur wenige. Ich kann es zwar nachvollziehen aber ist es nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt viel mehr als nur zwei Seelen, wie Hermann Hesse in seinem Steppenwolf schrieb: der Mensch bestehet aus einem „Bündeln aus vielen Ichs“. Aber auch E.T.A. Hoffmann trifft, in Der goldne Topf, mit seinen zwei Welten den Nagel auf den Kopf. Alle Aussagen spiegeln mein Inneres wieder, nur kann ich es nicht in Worte fassen, sondern maximal in Bildern darstellen.

Mein Gesamtes Ich besteht aus vielen Teilen; wie eine russische Matroschka. Persönlichkeiten, die oft nicht übereinkommen und sich gegenseitig bekämpfen. Es ist der innere Zwist was richtig ist und wer man selbst ist. Darauf gibt es keine Antwort. Man kann auf Gott vertrauen und dennoch wird man sich selbst niemals in aller Vollkommenheit darstellen können.

Ich trage viele Persönlichkeiten in mir und welche davon dominant ist, und den Menschen sichtbar, hängt ganz von meinem Gegenüber ab. Wenn ich allein bin sollte ich entscheiden können welche Persönlichkeit ich auslebe. Doch das ist nicht so. In den wenigen Stunden, in denen ich nicht in Beziehung zu Menschen stehe, kämpfen die inneren Seelen so laut gegeneinander, dass es kaum zu überhören ist. In noch selteneren Zeiten bin ich von diesem Kampf so erschöpft, dass diese Persönlichkeiten sich für kurze Zeit einigen können. Sie sind still und ich kann unbeschwert glücklich sein oder mich von dem ganzen Getöse erholen. Das passiert jedoch nicht im Schlaf, denn da werde ich jede Nacht von schweren Dilemman geplagt.

Es sind die wenigen Minuten im Jahr, in denen ich nicht das Gefühl habe aufspringen zu müssen um alles hinter mir zu lassen. Es sind diese Minuten, in denen ich nicht denke, in denen keiner meiner Persönlichkeiten etwas gegen die momentanen Situationen einzuwenden hat. Diese Minuten sind Gold wert und dürfen niemals vergessen werden. Nicht bei dem täglichen Lärm, den ich nur in meinem Inneren spüre.

In der restlichen Zeit ist dieser tosende Lärm nur für mich hörbar und stürzt mich in tiefe Verzweiflung, wenn ich einen Moment der Schwäche zeige.

Schwäche bedeutet die Persönlichkeit, die der mir gegenüberstehenden Person zugeteilt wurde, zu unterdrücken und eine andere zu zeigen.

Schwäche bedeutet Gefühle, die nicht zu der dominierenden Persönlichkeit gehören zu zeigen.

Schwäche bedeutet das Ziel, das alle Persönlichkeiten gemein haben, aus den Augen zu verlieren.

Schwäche bedeutet mich selbst zu leugnen und zu verlieren.

Schwäche wird mich zerstören und kleinste Anzeichen der Schwäche sind unumkehrbar. Es gilt zu jeder Zeit jeder Persönlichkeit ihre Existenz zu geben, ansonsten wird dieser Teil von mir für immer ausgelöscht sein. Ein Teil von mir, der nicht wiederhergestellt werden kann. Ein Teil von mir, der fehlt bedeutet ein weniger wertvolles Ich zu sein. Es bedeutet, dass die übrigen Persönlichkeiten lauter und stärker werden. Es heißt, dass es noch schwieriger wird das aufrechtzuerhalten, was Ich bin und, dass es noch schwieriger werden wird keine Schwäche zu zeigen und immer die dominante Persönlichkeit zu leben.

Die Fülle der Persönlichkeiten bietet genauso viele Probleme und Kämpfe wie, wenn man diese unterdrückt. Es bedeutet Möglichkeiten zu haben, die mit Kraft und Mut für vielen guten Taten genutzt werden können. Also erkenne sie, stell dich ihnen und nutze sie.

                           Lebe Liebe Lächle            -        kämpfe und gewinne

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