Die Sehnsucht nach Pause






Schließe die Augen.

Höre...                Stille

                            Dann ein fernes Rauschen der Wellen, die am Strand rauschen,

                            Vögel die hoch oben schreien

Das Bild verändert sich.

Spüre…               ein leichtes frösteln.

                            Es geht ein starker Wind.

                            Er bläst den feine Regen in dein Gesicht.

                            Er zerrt an deinen Kleidern.

                            Den rauen Sand, der über deine Hände streicht.

Es wird lauter.

Rieche…             das Salz in der Luft, das der Seewind mit sich bringt.

                            Die frische und unverbrauchte Luft.

                            Den typischen Geruch des Herbstregens.



Noch einen Augenblick willst du stehenbleiben und die Stille in deinem Kopf genießen; die Einsamkeit bei diesem trostlosen Wetter.

Der Wind hat noch einmal aufgefrischt.

Die Wellen schlagen mittlerweile mit grausamer Kraft gegen die Steine,  der ferngelegenen Klippen.

Wie schon öfter denkst du über das Gefühl nach, das man haben muss, wenn man sich dort einfach fallen lässt.

Noch ein tiefer Atemzug. Es ist ganz schön kalt geworden. Dann gehst du zurück ins Haus. Die Tür fällt hinter dir in die Angeln und du blickst in die kleine spärlich eingerichtete Hütte. Du ziehst langsam deine nassen Schuhe Jacken aus. Lässt sie einfach im Eingang liegen und gehst auf die kleine Küchenzeile zu. Du stellst einen Topf mit Wasser für Tee auf den altmodischen Gasherd und blickst aus dem Fenster. Du bist allein. Kurz überlegst du was du nun machen könntest. Dann läufst du zu dem Bücherregal in der Ecke und schaust dir, ohne etwas lesen zu wollen, die kleine Auswahl an. Du entdeckst ein Buch. das du kennst und erinnerst dich an die Zeit in der du es gelesen hast.

Schnell schiebst du den Gedanken beiseite. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über zuhause nachzudenken.

Das Wasser kocht. Du holst eine Tasse aus dem oberen Regal und machst dir einen Tee.

Wieder stellst du dich ans Fenster und schaust dem Tanz des Regens zu. Mittlerweile stürmt es richtig. Das ganze Haus knarrt und ächzt. Wieder musst du lächeln. Du bist tatsächlich hier.

Ein Schauer läuft dir über den Rücken. Du machst im kleinen Kamin Feuer und setzt dich mit einer Decke auf das Sofa daneben. Eine kurze Zeit kannst du es genießen. Du denkst darüber nach einer alten Leidenschaft nachzugehen. Vielleicht fotografierst du mal wieder oder wagst einen kläglichen versuch die raue See auf einem Bild einzufangen. Warum eigentlich nicht?

Lange kannst du nicht still sitzen du stehst auf und überlegst was du nun machen sollst.

Du holst ein Blatt Papier und teilst es in vier gleichgroße Stücke. Und nun? Nun liegt dieses Stück Papier vor dir. Lange Zeit starrst du es nur an bis du den Stift ansetzt. Und wieder vergeht eine halbe Ewigkeit bis du beginnst vier Überschriften auf das Blatt zu schreiben. WAS MICH GLÜCKLICH MACHT. WAS ICH VERMISSE. WAS ICH ERREICHT HABE. WAS ICH NOCH TUN WERDE.

Lange bleiben die Überschriften einfach so stehen. DU stehst auf und trägst deine leere Tasse zur Spüle. Abwaschen kannst du sie auch später noch. Du hast alle Zeit der Welt. Wieder bleibt dein Blick am Fenster hängen. Es dämmert. Mittlerweile regnet es in Strömen. Wieder setzt du dich und beginnst Stichpunkte auf das Blattpapier zu schreiben. Nach und nach füllt sich das Blatt bis du schließlich keinen Platz mehr hast. Du legst den Stift weg und ließt dir durch was du geschrieben hast. JA. So kann man es stehen lassen. Du betrachtest den ersten Punkt unter WAS ICH NOCH TUN WERDE. Er ist dick geschrieben und du hast ihn mehrmals nachgefahren. Ein Gefühl der Entschlossenheit macht sich in dir breit. Mit einem Tatendrang, wie du ihn seit Jahren nicht gespürt hast stehst du auf.

Noch immer ist der Regen, der Sturm und das Haus zu hören.

Du gehst in dein Schlafzimmer und schaust, wie viel saubere Kleidung du noch hast. Es reicht noch für einige Tage. Diese wirst du nutzen. Ganz bestimmt.

Du gehst zurück und feuerst nochmal den kleinen Kamin an. Du siehst dich um. Es ist eine kleine Hütte. Ausgestattet mit dem nötigsten. Aber es ist schön. Mehr brauchst du eigentlich nicht. Du gehst zur Spüle und wäschst die Tasse aus. Beim Abtrocknen drehst du dich um und bemerkst ein kleines Bild über dem Bücherregal. Es war dir bisher nicht aufgefallen. Du stellst die Tasse ab und betrachtest das Bild genauer. Ein inneres Lächeln überkommt dich.

Es ist dunkel geworden und es regnet noch immer. Dennoch gehst du zur Tür und ziehst deine Stiefel an. Lieber noch eine Jacke mehr es wird kalt sein draußen.

Du schließt hinter dir ab und gewöhnst dich kurz an die Dunkelheit. Weit in der ferne siehst du die Klippen. Du läufst auf sie zu. Erst zaghaft und dann immer schneller bis du schließlich fast durch die Dunkelheit und den Regen rennst. Die Klippen kommen immer näher während dein zuhause immer weiter in den Hintergrund deiner Gedanken gedrängt wird.

Dann stehst du ganz oben.

Schaust auf der einen Seite auf weit entfernte Lichter des kleinen Dorfes und auf der anderen Seite auf das tosende dunkle Meer.

Lange stehst du da und schaust ins nichts. Du bist völlig durchnässt. Du schließt die Augen und spürst:



Der Moment ist gekommen.

Jetzt oder nie.








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